Tag 92 – Fahrt von Te Anau in den Aoraki Mount Cook Nationalpark
Von unserem Campingplatz nahe Te Anau brachen wir morgens auf in Richtung Queenstown. Bis zum Aoraki Mount Cook Nationalpark waren es 400 km, was schon fünf Stunden Fahrt ohne Stopps bedeutete. Da wir uns noch im Supermarkt eindeckten, an der Abwasser Station waren und an verschiedenen Aussichtspunkten anhielten, waren wir locker sechs Stunden unterwegs.
Als wir den Lake Pukaki erreichten waren wir beeindruckt von dessen Farbe. Der See ist so türkis, dass es fast unnatürlich wirkt. Im Hintergrund liegen die höchsten Gipfel Neuseelands – ein wunderbares Panorama.
Leider wurde es, während wir am See entlang fuhren, immer dunkler und fing dann an leicht zu tröpfeln. Je mehr wir in das Tal hineinfuhren, umso mehr nahm der Regen zu, bis es aus Eimern goss.
Unsere Pläne, an dem Tag noch den Hooker Valley Track zu machen, warfen wir somit über Board und gingen erst einmal im Mount Cook Village Shelter duschen.
Danach besuchten wir das DOC Visitor Center, in dem es eine interessante Ausstellung über das Klima, die Gletscher und die Geschichte des Alpinismus in der Gegend zu sehen gibt.
Hooker Valley Track
Es war schon nach 20 Uhr, wir hatten uns eingemummelt, über eine Flasche Rotwein getrunken und spielten Kniffel – den Campervan hatten wir nicht mehr vor, zu verlassen. Da hörte es plötzlich auf zu regnen und die Wolkendecke riss auf.
Beflügelt vom Wein und auch dadurch, dass wir uns an dem Tag noch so gut wie gar nicht bewegt hatten, beschlossen wir innerhalb weniger Minuten, noch den Hooker Valley Track zu machen.
Fünf Minuten später hatten wir uns umgezogen und unsere Rucksäcke gepackt. Der Weg startete direkt am Campingplatz, White Horse Hill, und war mit 1:35 h angeschrieben. Da es schon 20:25 Uhr war und die Sonne um 21:20 Uhr unterging, mussten wir uns sputen.
Wir rannten mehr, als dass wir gingen, mussten aber immer wieder anhalten, da sich ein atemberaubendes Bild nach dem anderen ergab. Der Himmel färbte sich in tollen Farben und der Weg an sich war mit den Holzpfaden und Brücken schon bestaunenswert.
Dann sahen wir noch ein kleines niedliches Tierchen, das immer wieder frech hinter den Steinen hervorkam.
Der Wind nahm immer mehr zu und der Weg machte eine Biegung nach der anderen und schien nicht enden zu wollen.
Der 3.724 m hohe Mount Cook war in eine orangene Wolke gehüllt, daneben war der Mond bereits aufgegangen.
Endlich kamen wir am Hooker Lake an, den wir uns aber etwas schöner vorgestellt hatten. Vielleicht lag es am vielen Regen, dass er so schmutzig aussah. Auf ihm trieben Gletscherschollen, was in dem wenigen Licht fast ein wenig unwirklich aussah.
Wir hielten uns nicht lange auf der Aussichtsplattform auf, der Wind war zu stark und die Wolken nahmen wieder zu, sodass wir Angst hatten, dass es wieder zu regnen beginnen könnte.
Auf dem Rückweg färben die letzten Sonnenstrahlen den Himmel in Rot- und Gelbtönen.
Als wir im Schein unserer Stirnlampen den Campingplatz erreichten, waren wir überglücklich, die spontane Entscheidung noch getroffen zu haben. Wir waren keiner Menschenseele begegnet, was das Erlebnis noch einzigartiger machte. Ein sehr schöner Tagesabschluss.
Die Nacht wurde jedoch zur Hölle. Es fing wieder an zu regnen und es zog ein starker Sturm auf, der so sehr am Campervan rüttelte, dass ich in meinem Halbschlaf das Gefühl hatte, dass er uns das Dach abreist. Es war kein gleichmäßiger Wind, sondern immer wieder heftige Böen, die einen nicht zur Ruhe kommen ließen.
Wir waren froh, als endlich der Morgen anbrach und der Sturm etwas nachließ. Die Wolken hatten sich verzogen und die Sonne schien, nach der Nacht wollten wir aber trotzdem nur noch raus aus dem Tal.
Tag 93 – Teil I – Tasman Gletscher und Tasman Lake
Auch wenn es am Morgen nicht so aussah, waren wieder heftiger Sturm und Regen vorhergesagt und wir hatten noch dazu fast nicht geschlafen, was uns dazu veranlasste, früher als geplant die Weiterreise anzutreten.
Aus dem „nur schnell weg hier“ wurde aber dann doch noch ein kleiner Abstecher in das Tasman Valley zum Tasman Gletscher und See, denn wir konnten der verlockenden Aussicht in das Tal nicht widerstehen.
Wir haben es nicht bereut, auch wenn der Wind dort oben am Aussichtspunkt schon wieder sehr stark war. Ich muss vielleicht noch dazusagen, dass ich Wind absolut nicht ausstehen kann. Es gibt kein Wetter, dem ich nicht etwas Gutes abgewinnen kann. Ich mag Regen, Schnee, Sonne sowieso, auch mit Kälte habe ich normalerweise kein Problem, nur zu viel Wind verdirbt mir die Laune.
Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich diesbezüglich die nächsten Tage auf eine harte Probe gestellt werden würde.
Aber erst einmal ging es im Auto am Lake Pukaki entlang nach Tekapo.
Liebe Elli,
da kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie gut und schön, dass Ihr all diese Unternehmungen macht, auch so spontan und wenn Ihr auch nach einer Flasche Rotwein aus der gemütlichen Koje kriecht und rucksackbepackt losrennt, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Respekt, Respekt. Der Lohn sind sicher die traumhaften Bilder, die Ihr dann erleben dürft, trotz Regen und Sturmgebraus – welch ein Graus (für Dich).
Hast Du eigentlich das Rezept für den phantastischen (nach Deinem Geschmack) “Fergburger” mitgebracht oder schmeckt er nur am Ur-Ort der Herstellung? Könnte ja sein. Immerhin sind es doch wunderbare Erfahrungen, wenn man sich auf Neues einlässt – beim Essen und vielleicht auch (noch) mal im Sturm?;-)
Und nun bist Du bei “92” angelangt. Da kommt ja noch was. Toll, mit welchem Durchhaltevermögen Du Deine Berichte zu Ende bringst, auch wenn natürlich die phantastischen Erlebnisse wieder ganz real vor Dir aufsteigen werden. Also wir freuen uns weiterhin. Aber jetzt steht ja erst mal ein Geburtstag an 🙂
Also macht’s weitehin gut, einen schönen Tag und
liebe Grüße zwischen Sonne, Regen und: stürmischen Böen (auch hier!)
Reinhard+Rosemarie
Hallo Reinhard und Rosemarie,
danke für euren Kommentar.
Das Fergburger Rezept haben wir nicht mitgebracht, es ist auch sicher geheim ;). Und es wäre wahrscheinlich auch schwierig, den Burger zuhause genauso hinzubekommen, wir haben ja nicht mal einen Grill… 😀
Das Schöne am Reisen ist sicherlich, dass man sich jeden Tag auf Neues einlässt und dadurch viele Erfahrungen macht und vieles dazulernt, was man zuhause im Alltag nicht erfahren würde.
Ich weiß noch gar nicht, was ich machen soll, wenn ich bei Tag 99 angekommen bin. Blog schreiben ist zu einer schönen Gewohnheit geworden. Zum Glück kommt der Frühling bald, sodass man wieder mehr Zeit draußen verbringen kann.