Reisebericht Neuseeland – Richmond

Tag 79 – Richmond

Nachdem unsere Nacht abrupt geendet hatte, da ein Ranger vor unserem Fenster gestanden und uns vom Seitenstreifen vertrieben hatte, machten wir ein paar Kilometer weiter einen Frühstücksstopp auf einem Parkplatz. Dort machten wir auch die erste Bekanntschaft mit den Sandfliegen, die auf der Südinsel eine echte Plage sind.
Die kleinen Biester treten in Schwärmen oder auch vereinzelt auf. Das heimtückische ist, dass man die Stiche erst gar nicht merkt. Nach ein paar Stunden aber fangen sie fürchterlich zu jucken an und man merkt, dass es einen erwischt hat. Zum Glück hatte ich von Myanmar noch ein Insektenspray, das sehr wirksam war. Trotzdem wurden wir nicht verschont und ich wachte die ein oder andere Nacht auf und musste dem Juckreiz nachgeben und mich kräftig kratzen.

Bei Nelson gibt es den Ort Richmond, der uns als Ausgangspunkt für den Abel Tasman Nationalpark am nächsten Tag dienen sollte. In Richmond selbst und Umgebung gibt es einige Weingüter, die man zu einer Weinprobe besuchen kann. Und genau das wollten wir auch tun.

Zuerst einmal quartierten wir uns aber in einem netten Campingplatz ein, um auch mal wieder richtig duschen gehen zu können und unsere Klamotten zu waschen.
Die Temperaturen stiegen und stiegen, da kam es gerade recht, dass es einen Pool gab, in dem wir uns erfrischen konnten.
Am Nachmittag konnten wir uns dann aufraffen, die 3 km Fußweg zur Weinplantage in Angriff zu nehmen. Es war so extrem heiß, uns rann schon nach wenigen hundert Metern der Schweiß. In Neuseeland ist die Sonneneinstrahlung aufgrund der geografischen Lage und der reinen Luft stärker als in Deutschland und so ging es uns ganz oft so, dass es im Schatten zu kalt war und in der Sonne zu warm. An diesem Tag war die Sonne fast unerträglich und der Weg kam uns unendlich lange vor.
Als wir etwa 2 km hinter uns hatten, kamen wir an einer Beerenplantage vorbei, die auch mit Eis auch echten Früchten warb.
Da es eh viel zu heiß war, um Wein zu trinken, beschlossen wir kurzerhand stattdessen Eis essen zu gehen. Eine gute Entscheidung! Zu neutralem, sahnigem Eis wurden in einer Maschine die Beeren unserer Wahl hinzugefügt und alles zu einer Masse verarbeitet. Es schmeckte himmlisch und war genau das Richtige für dieses Wetter.

Anschließend machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Campingplatz und drehten nochmal eine Runde im Pool.

Neben unserem Stellplatz hatte sich in der Zwischenzeit ein anderer Deutscher eingefunden, mit dem wir ins Gespräch kamen. Er war mit Mitte 20 ausgewandert und lebte nun schon seit 14 Jahren in Neuseeland. Er war als Elektriker gekommen, arbeitete aber auch in vielen anderen Bereichen. Er erzählte uns ein paar Geschichten aus seinem Leben und über die Neuseeländer, was uns noch einen anderen Blickwinkel auf das Land und die Leute gab. Dass hier alles etwas entspannter und langsamer ablief, hatten wir schon bemerkt, aber es ginge in manchen Fällen auch sehr bürokratisch zu, zum Beispiel im Baugewerbe, wo man keinen Stein auf den anderen setzen könne, ohne dass das irgendeine Behörde abnähme. Bestechungsgelder seien fast eine Notwendigkeit, wenn man nicht jahrelang mit dem Hausbau beschäftigt sein wolle.
Er selbst war auf dem Weg zu seinem Anwalt, weil es wie jedes Jahr darum ginge, seine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Er könnte die Staatsbürgerschaft schon lange haben, da er aber so gerne reise, sei er immer länger im Ausland gewesen als das dafür erlaubt sei.
Seinen Camper habe er selbst ausgebaut und man merkte, dass er sich mit Autos gut auskannte. Das sollte am nächsten Tag unser Glück sein.

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