Weihnachten auf den Philippinen

Weihnachtsbaum auf den Philippinen

Da 90 % der Bevölkerung auf den Philippinen Christen sind, spielt Weihnachten wie bei uns eine große Rolle.
Ich hatte das große Glück auf der Insel Siquijor von meiner Gastfamilie zum Weihnachtsfest eingeladen zu werden.

Der Christbaum

Auf den Philippinen haben die wenigsten Leute wir wir einen Christbaum im Wohnzimmer stehen. Wenn überhaupt, dann steht der Baum vor dem Haus.

Bei meiner Tour um die Insel habe ich viele öffentliche Christbäume gesehen. Natürlich sind es keine Tannen oder Fichten wie bei uns. Stattdessen lassen sich die Bewohner von Siquijor allerlei einfallen, was Materialien und Dekoration anging. Ich sah einen Christbaum, der aus bunten Plastikflaschen gebaut war, manche bestanden aus verzierten Holzbrettern, oder Metallstäben. Alles war erlaubt – Hauptsache bunt.

Christbaum auf den Philippinen

Die Weihnachtsmesse

Am 24.12., dem Heiligen Abend, geht man auf den Philippinen um 22 Uhr in die Kirche und um Mitternacht wird dann draußen, oft mit Verwandten, Freunden und der ganzen Nachbarschaft, gegessen und gefeiert.

Ich war seit Jahren an Weihnachten nicht mehr in der Kirche gewesen, aber da es mich interessierte, wie die Weihnachtsmesse auf der anderen Seite der Welt aussah, fragte ich, ob ich mitkommen könnte.

Um halb 10 fuhren der Gastvater, Jemma und die jüngste Tochter (19 J.) in die Kirche, die schon voll besetzt war. Mit Müh und Not sicherten wir uns Sitzplätze an einem Seitenalter, direkt vor der Band.
Viele Leute standen auch vor der Kirche, in der es brütend heiß war. Es liefen zwar Ventilatoren und viele hatten zusätzlich einen Fächer, aber das nutze nicht viel. Ich musste Schmunzeln, denn das war ein großer Unterschied zu den katholischen Kirchen in Deutschland, in denen es auch im Sommer immer frisch war.

Ich war beeindruckt, wie sehr der Ablauf der Messe dem daheim glich. Es wurde überwiegend Bisaya gesprochen, aber trotzdem merkte man nicht zuletzt an den Liedern, wo in der Liturgie man sich gerade befand.
Die Liedtexte – es wurden auch mehrere englische Lieder gesungen – wurden über einen Beamer an die Wand geworfen. Wie sollte es auch anders sein in einem so Karaoke begeisterten Land? Alle um mich sangen aus voller Kehle. Erst relativ spät bemerkte ich, dass das daran lag, dass wir mitten im Kirchenchor saßen, in dem der Vater anscheinend Mitglied war. Deshalb hatten wir noch einen Platz bekommen, obwohl schon alles voll war.

Nach dem Friedensgebet standen auf einmal alle Leute auf und drängten in den Mittelgang. Ich dachte kurz, wir hätten etwas übersprungen und die Leute gingen zur Kommunion, bis ich bemerkte, dass sie alle ein Kuvert oder auch verpackte Geschenke an den Pfarrer überreichten. Es waren ein paar hundert Gläubige in der Kirche und der Priester hatte am Ende einen großen Gabentisch neben dem Altar. Sicher kein schlechter Tag für ihn, aber da auf den Philippinen keine Kirchensteuer gezahlt wird, ist er eventuell auf Spenden angewiesen.

Danach ging alles weiter seinen geordneten Lauf. Wie ein Feiertagsgottesdienst bei uns auch dauerte die Kirche eineinhalb Stunden.
Am Ende stand der Segen an, den man sich abholte, in dem man ein Plastik-Jesus-Kind küsste. Auch ich machte das höflicherweise mit und stellte mich für das Ritual an.

Das Weihnachtsmenü

Die Gastgeberin, Jemma, hatte fleißig den ganzen Nachmittag gekocht und Babs, meine philippinische Nachbarin im Bungalow, hatte einen süßen Nudelsalat vorberietet, den es anscheinend zu jeder Festivitäten gab. Die Zutaten waren Macaroni, Dosenobst, massenhaft, verschiedene, süße Kondensmilch-Mischungen, Mayonnaise, Sahne und Cheddarkäse. Die Schüssel hatte wahrscheinlich 1 Million Kalorien. Das Ganze wurde für ein paar Stunden in den Kühlschrank gestellt, sodass sich die Nudeln mit der Flüssigkeit vollsogen und kalt serviert. Schmeckte gar nicht so furchtbar, wie es sich anhört, hat aber großes Potenzial für Übelkeit, wenn man mehr als zwei, drei Löffel davon isst.

Als wir von der Kirche kamen, war es fast Mitternacht. Während Jemma die letzten Vorbereitungen für das Festmahl traf, bauten wir noch schnell Tische und Stühle im Garten auf und entzündeten das Lagerfeuer am Strand.
Zu Essen gab es Schweinefleisch, Shrimps und Aal mit Reis, zwei süße Salate mit viel Mayonnaise und Kondensmilch und einen Kuchen. Dazu tranken wir Wodka-Ananas und Cuba Libre.
Nach dem Essen setzten wir uns noch ans Lagerfeuer und erzählten uns gegenseitig von unseren Weihnachtsbräuchen.

Bescherung mit Geschenken gab es keine. Babs erzählte mir, dass es in den meisten Familien nicht üblich sei, weil das Geld fehlte. Daran konnte es bei meiner Gastfamilie eher nicht liegen, denn sie waren sicher nicht arm, aber vielleicht spielte es einfach keine so große Rolle.

Es schönes Weihnachtsfest, wenn auch ganz anderes als bei uns.

3 Kommentare

  1. Hallo Elli,
    das klingt wirklich interessant (und zugleich auch amüsant). Andere Menschen und doch, wie gerade bei Dir, unter dem Dach des Christentums. Ist doch eigentlich eine frohe und friedliche Botschaft, Weihnachten eben. Vermutlich gibt es auch viel mehr verbindende Elemente mit den anderen Religionen. Es sind eben immer die Menschen, und da tragen doch die Erfahrungen durch Reisen in die verschiedenen Länder mit den dortigen Mensch eine entscheidende Rolle mit.
    Bei uns gibt es kein Essen mit Übelkeitspotenzial. Letzteres haben wir gerade hinter uns, auch ohne Festmenu und ohne Kondensmilch 😉
    Liebe Weihnachts-Grüße von uns allen aus unserer gerade kälteren Region, Reinhard.

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