Reisebericht Vietnam – Hai Van Pass

Tag 46 – Mit dem Motorroller über den Hai Van Pass nach Hoi An

Hai Van Pass Aussicht in die Da Nang Bucht

Auf meinem Weg durch Vietnam hatte ich schon viel über den legendären Hai Van Pass bzw. Wolkenpass gehört. Ein absolutes Muss für Motorradfans seien die Serpentinen, die sich 500 Höhenmeter nach oben schlängeln und der Ausblick – ein Traum. Trotzdem hatte ich nicht daran gedacht, den Pass selbst zu fahren. Die Strecke soll gefährlich sein, oft neblig zu dieser Jahreszeit und wenn es regnet sowieso problematisch und außerdem soll man auch vom Zug aus schöne Blicke haben, recherchierte ich.
Mein Host in Hue überzeugte mich dann aber davon, mir einen Motorroller zu leihen. Der Preis war mit 15 € sehr gut und beinhaltete zudem den Transport meines Gepäcks nach Hoi An.

Der Hai Van Pass führt über einen Gebirgszug, der das Land geografisch und meteorologisch trennt und ist eine der berühmtesten Straßen Vietnams, daher war ich aufgeregt und in freudiger Erwartung, als ich morgens um 8 Uhr von meinem Host zu einem Motorradverleih gebracht wurde. Ich füllte ein Formular aus und wurde aufgefordert, mir einen Helm auszusuchen. Nachdem ich fünf Stück probiert hatte, einer älter und zerbeulter als der andere, sagte ich der Dame am Schalter, dass mir alle zu groß waren. Sie meinte nur, dass alle die gleiche Größe hätten. Ok, dann war der Helm etwas zu groß, was solls, dachte ich mir.

Neben dem Wolkenpass führt die Strecke von Hue nach Hoi An an einigen anderen sehenswerten Attraktionen vorbei, die auf der Karte eingezeichnet waren, die mir mit dem Schlüssel ausgehändigt wurde. Dann konnte es ja losgehen!

Die erste Sehenswürdigkeit waren die Elephant Springs. Ich wusste nicht so recht, was ich mir darunter vorstellen sollte, aber es war laut Karte kein großer Umweg und so wollte ich sie auf alle Fälle mitnehmen. Die Frau vom Motorradshop hatte zwar erwähnt, dass an der Straße nur der Vietnamesische Name Suoi Voi angeschrieben sei, trotzdem verpasste ich den Weg, der wirklich sehr schmal war. Ich merkte es aber schon einen Kilometer weiter und drehte um und im zweiten Anlauf klappt es dann.
Ein holpriger Weg führte einige Kilometer von der Hauptstraße weg. Der Eintritt kostete 17.000 VND (0,65 €) inklusive Parkgebühr, die nahezu an jeder Sehenswürdigkeit im Land fällig war.
Die Elephant Springs sind mehrere Wasserbecken, die in einem Fluss aufgestaut sind und in denen man baden kann. In der Hauptsaison sind sie vielleicht gut besucht, aber an diesem bewölkten Tag waren sie leer und die Plätze drumherum ganz schön vermüllt.

Elephant Spring

Weiter ging es über eine kleinere Passstraße in die Lang Co Bucht, wo ich in einem netten Strandlokal zu Mittag aß.

Lang Co Beach

Wieder zurück auf der Straße zweigte bald darauf die Passstraße zum Hai Van Pass ab und von da führten Serpentinen langsam nach oben und boten immer wieder eindrucksvolle Blicke auf das Meer und die umliegende Berglandschaft.

Hai Van Pass in Richtung Lang Co Beach

Ganz oben befinden sich die Überreste einer US-Bunkeranlage aus dem Vietnamkrieg.
Der Weg nach unten war noch spektakulären als der nach oben und bot schöne Blicke auf die Da Nang Bucht.

Hai Van Pass Richtung Da Nanga

Mein Unfall mit dem Motorroller

Ich war sehr euphorisch über meinen tollen Tag und dass ich das mit dem Roller allein durchgezogen hatte und dann passierte es.

Ich war in Da Nang und fuhr dort eine kleine Straße entlang, als aus einer Seitenstraße von links ein kleiner Transporter auf meine Fahrbahn abbog. Er sah mich deutlich kommen und fuhr trotzdem weiter in meine Spur, sodass ich scharf bremsen und ganz auf die rechte Seite der Straße fahren musste. Das alles geschah nicht bei großer Geschwindigkeit, aber da die Spur sehr sandig war, rutschte mein Roller weg und ich schrammte über die Fahrbahn.
Innerhalb weniger Sekunden waren mindesten fünf Männer zu Stelle. Zwei davon stellten meinen Roller auf und schraubten daran rum. Die anderen drei versorgten meine Wunden. Das fand ich wirklich außerordentlich nett.
Die Bilanz des Unfalls war ein aufgeschürftes Bein und ein paar unschöne Löcher in den Händen.
Dank des nicht passenden Helmes ohne Kinnschutz außerdem ein paar Kratzer im Gesicht und ein schmerzender Kiefer. Der Roller hatte auch ein paar Schrammen abbekommen, da er aber nicht der Neuste war, viel das nach den notdürftigen Reparaturarbeiten nicht weiter auf.

Nach einem kurzen Schock konnte es weitergehen. Ganz wohl war mir danach nicht mehr und ich fuhr extra langsam. Dann fing es auch noch an, aus Eimern zu gießen. Ich machte einen kurzen Stopp in einem Café, da es aber nicht aufhörte, fuhr ich im strömenden Regen weiter nach Hoi An. Ich war froh, als ich endlich ankam und mich ein freundlicher Vietnamese aus dem Verleih mit samt meines Backpacks mit seinem Motorrad zum Hostel fuhr. Er hatte meine Wunden aufgrund meines insgesamt etwas zerzausten und durchnässten Eindrucks nicht bemerkt und so erwähnte ich den Unfall nicht. Ich hatte den ganzen Weg überlegt, was ich machen sollte und ob es vielleicht trotz meiner Unschuld Scherereien geben würde. Ich kannte ja die Rechtslage in dem Land nicht. Ich hatte zwar das Fahrzeug fotografiert, aber vielleicht hätte ich die Polizei rufen müssen. Ein schlechtes Gewissen hatte ich schon, weil das normalerweise gar nicht meine Art ist, aber der Roller war ja noch voll funktionstüchtig und es wäre unfair gewesen, wenn ich für den alten Roller zahlen hätte müssen, wo mich doch gar keine Schuld traf.

Nach einer Dusche und der Versorgung meiner Wunden, erkundete ich noch etwas die Stadt, die zwar sehr touristisch war, aber trotzdem einen ganz besonderen Charme hatte.
Mit einem Mojito ließ ich den sehr aufregenden Tag ausklingen.

2 Kommentare

  1. Oh Elli,
    einst selbst Roller gefahren, kann ich Deine schmerzvollen Erfahrungen sehr wohl nachfühlen. Vielleicht muss man jetzt noch sagen, Glück im Unglück gehabt. Wir hoffen, dass Deine Blessuren rasch abklingen und gut verheilen. Was macht der Kiefer? Gute Besserung Dir fürs gesamte Befinden. Respekt aber, wie hart Du im Nehmen bist. Nur, was wäre die Alternative?
    Wie erfreulich aber über die zahlreichen hilfsbereiten Menschen zu hören.
    Die Bilder von Deiner Fahrt über die Passstraßen sind wirklich eindrucksvoll, vor allem der weite Blick, der sich einem da eröffnet.
    Danke für Deine Grüße und von jetzt ab unfallfreie Fahrt! Diese Art von abenteuerlichen Erfahrungen brauchts nicht unbedingt.
    Liebe Grüße von der ganzen Family

    1. War zum Glück alles halb so wild. Die Blessuren sind dank dem Salzwasser hier auf den Philippinen fast komplett verheilt und auch der Kiefer tat nur ein paar Tage weh.

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