Reisebericht Myanmar – Besonderheiten des Landes und mein Fazit

Ochsengespann als Taxi

6 Besonderheiten in Myanmar

1. Das Betelnuss Kauen

Die Betelnuss ist ein weit verbreitetes Rauschmittel in Myanmar. Schätzungsweise jeder zweite Mann in Myanmar kaut die Samen, die mit Gewürzen und Tabak in Blätter eingewickelt werden. Sie regen den Speichelfluss an, was die Männer ständig einen roten Saft ausspucken lässt. Dadurch sind die Gehwege und Straßen übersät mit roten Flecken. In Gebäuden oder Bussen wird oft in Tüten gespuckt. Außerdem verfärben sich die Zähne rot und das Zahnfleisch geht zurück, was gruslige Münder entstehen lässt.

2. Der Longyi

Die traditionelle Kleidung für Männer und Frauen ist der Longyi, ein Wickelrock.

3. Thanaka als Schminke und Sonnenschutz

Viele Frauen und Kinder tragen sich im Gesicht eine gelblich, weiße Paste aus Baumrinde und Sandelholz auf. Sie schützt vor der Sonne und wird als schön empfunden.

4. Händchen halten

Ich war zuerst etwas irritiert, als ich zwei Männer Händchen halten gesehen habe. Das ist aber in Myanmar kein Zeichen für Verliebtheit, sondern nur für Vertrautheit, Zuneigung und Freundschaft und wird von Männern sowie Frauen gemacht.

5. Rechtsverkehr mit Lenkrad auf der falschen Seite

Was mich die ersten Tage sehr verwirrt hat, ist, dass man in Myanmar zwar auf der rechten Seite Auto fährt, das Lenkrad im Auto aber oftmals auch rechts ist.

6. Schuhe ausziehen

Betritt man in Myanmar einen Raum, zieht man für gewöhnlich die Schuhe aus. Das gilt seltsamerweise nicht für Restaurant, aber oftmals für öffentliche Toiletten. Vor der Kabine stehen dann Flip-Flops zur Verfügung, die man statt seinen eigenen anziehen kann.
Diese Besonderheit bringt mit sich, dass in Myanmar alle nur Flip-Flips tragen oder wenigstens Schuhe, die man schnell an und ausziehen kann.

 Das Essen in Myanmar

Essen in Myanmar
Positiv überrascht hat mich das Essen in Myanmar. Ich hatte in vielen Blogs gelesen, dass man sich auf keine kulinarischen Meisterleistungen einstellen solle und dementsprechend niedrig waren meine Erwartungen.
Ich empfand die burmesische Küche dann aber sehr vielfältig und vor allem kommt man auch als Teilzeitvegetarier voll auf seine Kosten.
In dem Land leben viele verschiedene Ethnien und jede hat ihre eigenen Gerichte. Dazu kommen die Einflüsse aus den Nachbarländern Thailand, Indien und China.
Es gibt Curries, Suppen, Reis- und Nudelgerichte. Besonders positiv sind mir die Salate Erinnerung geblieben, da ich damit am wenigsten gerechnet hatte. Oft kommen Limettensaft, Chilis und Erdnüsse zum Einsatz, was einen gewissen Pep verleiht.
Myanmar ist ein überwiegend sehr fruchtbares Land. Ich sah Avocadobäume, die gestützt werden mussten, weil sie unter der Last ihrer Früchte fast zusammenbrachen, Blumenkohl, Auberginen, Zucchini, Tofu und viele Gemüsesorten, die ich noch nie vorher gesehen habe.
Die Gerichte sind in den meisten Fällen nicht scharf und leider oft etwas ölig. Preislich kann man in einheimischen Lokalen schon ab 0,50 € ein Gericht bekommen, in touristischen Restaurant zahlt man auch mal 3-4 €.
Die hygienischen Bedingungen lassen leider oft zu wünschen übrig. Ich mache mir darüber nie Gedanken und probiere immer alles, aber dieses Mal hat es auch mich mit Durchfall erwischt, nachdem ich mich an ein Fischcurry am Inle-See gewagt hatte.

 Die Burmesen

Die Burmesen werden oft als herzlich und gastfreundlich beschrieben. So habe ich sie nicht unbedingt erlebt. Auch von anderen Reisenden wurde mir berichtet, dass die Einheimischen, gerade in den touristischen Gegenden, kühl oder sogar abweisend waren. Natürlich nur dann, wenn sie nicht, wie weiter unten beschrieben, zu dem Teil der Leute gehörten, die einem etwas verkaufen wollten.
Ich kann das schon verstehen, dass man sich gestört fühlt, wenn plötzlich busseweise Touristen in die Dörfer gekarrt werden. Das geht ja vielen Gemeinden in Bayern ähnlich. Dazu kommt, dass der Tourismus in Myanmar nicht über Jahrzehnte langsam gewachsen, sondern innerhalb weniger Jahre nahezu explodiert ist.
Zudem kann ich mir vorstellen, dass es Neid schürt, wenn ein kleiner Teil der Bevölkerung, nämlich diejenigen, die im Tourismussektor arbeiten, plötzlich zu reichen Leuten werden und der Rest zurückbleibt. Und das ist nicht übertrieben. Das Durchschnittsjahreseinkommen in Myanmar liegt bei nur 1.000 € und über 30 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. In ländlichen Regionen, wie am Inle-See, liegt das Einkommen sicher deutlich unter dem Durchschnitt. Wenn eine Übernachtung dann 100 € kostet, wie in den besseren Hotels oder Fahrradtouren für 100 € am Tag verkauft werden, entsteht ein extremes Einkommensgefälle.
Natürlich habe ich aber auch gute Erfahrungen mit Einheimischen gemacht, besonders mit den Guides auf den Trekking-Touren, von denen ich sehr viel über das Land erfahren habe. Und mit Kindern, die, wahrscheinlich wie in jedem Land, neugierig, interessiert und vollkommen unvoreingenommen waren.
Kinder in Myanmar

Frauen in Myanmar

Die Rolle der Frau hat mich sehr überrascht. Anders als in anderen asiatischen Ländern, sind die Frauen in Myanmar nahezu gleichberechtigt. Sie haben Zugang zu Bildung, können selbst bestimmen, wen sie heiraten wolle, sich scheiden lassen und Eigentum besitzen. Viele Frauen führen Geschäfte und Hotels. Und auch ich habe mich als Frau in Myanmar sehr geschätzt und mit Respekt behandelt gefühlt.

Mein Fazit

Nach nur 12 Tagen Myanmar fiel es mir schwer, schon zu gehen. Ich habe gute und schlechte Erfahrungen und Eindrücke in dem Land gesammelt, aber insgesamt wäre ich gerne noch tiefer in die Kultur eingetaucht.

Die touristischen Highlights, Yangon, Bagan, der Inle See und Mandalay, waren sehr beeindruckend und ich möchte keines davon missen. Die Schattenseite dort war die verkaufsgetriebene Freundlichkeit der Einheimischen. So wird man jede Minute von jemand anderen gefragt, woher man komme und wie lange man schon in Myanmar sei. Da man nicht unhöflich sein möchte, antwortet man oft auf die immer gleichen Fragen. Danach wird einem etwas über die Sehenswürdigkeit erzählt, vor der man sich befindet oder einem wird eine gute Stelle zum Fotografieren gezeigt. Das Szenario endet immer damit, dass man etwas zu einem überteuerten Preis zum Kauf angeboten bekommt. Die Masche ist aus psychologischer Sicht klug gewählt, denn selbst unerbetene Gefälligkeiten erzeugen das Gefühl, eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Myanmar ist ein sehr armes Land und wer mag es den Leuten verdenken, wenn sie mit allen Mitteln versuchen, Profit aus dem Tourismus zu schlagen. Trotzdem fand ich diese berechnende Art unehrlich, anstrengend und nervig.

Die wirklichen Highlights meiner Reise waren für mich daher die Wanderungen in den ländlichen Regionen am Inle-See und in Hsipaw.
Frau wäscht Kleidung in Myanmar
Dort merkte man deutlich, dass das Land erst vor wenigen Jahren für den Tourismus geöffnet wurde und die Uhren langsamer gingen. Die Einfachheit des Lebens der ländlichen Bevölkerung war überraschend, faszinierend und auch ein bisschen schockierend. So gab es in dem Haus oder besser gesagt, der Hütte, in der ich in den Hügeln über dem Inle-See übernachtet hatte, keine Seife – für uns unvorstellbar. Die Toilette bestand aus einem kleinen Verschlag mit einem Loch im Boden und gekocht wurde auf einer Feuerstelle. Gleichzeitig haben aber viele Menschen ein Smartphone oder wenigstens ein einfaches Handy.
Die landwirtschaftliche Arbeit wird, so wie das meiste andere in den Dörfern, per Hand verrichtet. Die Menschen empfand ich als aufrichtig und freundlich, auch wenn es aufgrund fehlender Englischkenntnisse schwierig war, mit ihnen zu kommunizieren.
Frau bei der Ernte in Myanmar
Durch die Guides, mit denen ich unterwegs war, erfuhr ich außerdem viel über das Land, die Natur und die Menschen.

Myanmar ist sicherlich kein Geheimtipp mehr unter Backpackern, aber deutlich weniger touristisch, als anderen südostasiatische Länder. Und wenn man ein bisschen Zeit mitbringt, kann man abseits der ausgetrampelten Touristenpfade noch das ursprüngliche Myanmar erleben.

In der Kategorie Reisevorbereitungen habe ich noch einen Beiträge mit allgemeinen Infos zu Myanmar verfasst.

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